Den meisten ist der Reinhardswald in der Nähe von Kassel vielleicht kein Begriff, dafür aber die darin gelegene Sababurg, die als „Märchenburg“ eine der beliebtesten Kulissen für Hochzeiten in Deutschland ist.
Aber auch der Reinhardswald als einer der letzten deutschen Urwälder hat fotografisch so einiges zu bieten. Diesmal allerdings diente er unserem Clubmitglied Bodo Gebhardt nicht als Motiv für Landschaftsfotografie, sondern für einen Tag im Mai als spannende Kulisse für ein Aktshooting.
„Bei solchen Akt-Shootings geht es mir nicht um die hinlänglich bekannten Model-Posen. Mir ist wichtig, dass das Model in eine Art Kommunikation bzw. Beziehung mit der Natur geht“, beschreibt Bodo Gebhardt seine Herangehensweise. „Dafür sind die bizarr geformten, teilweise bereits abgestorbenen Baumriesen wie geschaffen“ ergänzt er und begründet damit zugleich seine Wahl, für dieses Shooting genau dorthin zu gehen.
Unterstützung erhielt Bodo Gebhardt von Klaus Wohlmann, einem bekannten Anbieter für Fotoworkshops mit den Schwerpunkten Architektur-, Street- und Naturfotografie. Hier war Klaus Wohlmann allerdings in einer ganz neuen, ungewohnten Rolle. Als eine Art „Location-Scout“ war er dafür verantwortlich, die spannendsten Sets zu finden sowie Fotograf und Model vor Ort zu unterstützen. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Genre so viel Spaß machen würde“, resümierte Klaus Wohlmann seine Eindrücke am Ende eine durchaus anstrengenden Tages. Alle stimmten darin überein, dass diese ungewöhnliche Konstellation aus einem Akt- und einem Landschaftsfotografen zusammen mit einem professionellen Akt-Model eine klassische Win-Win-Situation war. Denn beide konnten viel voneinander lernen.
Die Bilder sind in einer Mischung aus Available Light und zwei leistungsstarken Akku-Blitzköpfen entstanden. Dies ermöglicht es, dramatische Lichtstimmungen zu erzeugen, indem der Hintergrund gegen das Motiv (Model) in der Helligkeit soweit abgesenkt wird, dass das Auge auf das Zentrum des Geschehens gelenkt wird. Auch können so mit geeigneten Lichtformern kleine, aber oft entscheidende Akzente gesetzt werden, wie z.B. ein Streiflicht auf einer knorrigen Baumrinde, die sonst nur wenig Struktur gezeigt hätte.
„Die Umsetzung in Schwarzweiß bietet sich für viele solcher Bilder an“, sagt Bodo Gebhardt. „Sonst wirkt der Hintergrund mit seinen unzähligen filigranen Strukturen und den vielen Blättern leicht zu verwirrend für den Betrachter. So bekommen die Bilder etwas Ruhiges“. Aber – wie das Beispiel zeigt – auch Farbbilder können eine ganz eigene Stimmung entfalten.
Der Wettergott war den Beteiligten wohl gesonnen. Es war ein warmer und teils sonniger Frühsommertag, so dass das Model nicht frieren musste. Lediglich der Mückenschutz sollte beim nächsten Mal nicht vergessen werden. Denn trotz der extremen Trockenheit im Wald waren die kleinen Quälgeister doch erstaunlich zahlreich und aktiv.